ORCA - Ein Killerwal auf der Reise zum Autosalon:
Durch die verschmutzte Windschutzscheibe sowie Schnee und Wind entziffere
ich die Buchstaben "Grauholz". Wir blinken und ziehen rechts nach aussen. Schon
jetzt suche ich fieberhaft nach dem Aufblitzen des frechen Oranges vom Orca C113
Prototyp. Noch kann ich ihn nirgends sehen, wir müssen allerdings erst noch die
Autobahnbrücke überqueren, um auf die andere Seite zu gelangen.
Da sehe ich den Wagen auch schon. Wie ein Raubtier kauert der Orca auf dem
Lastenanhänger, Wind und Wetter trotzend, ein Anblick von kompromissloser Kraft
und Leidenschaft.
Langsam setzt sich das Gespann in Bewegung, und wir setzen uns dahinter. Beim
Anblick des Orca C113 schlägt wohl das Herz eines jeden Autofans sofort höher.
Der Chef höchstpersönlich, Berner Oberländer und Orca-Konstrukteur René Beck
wird seinen Supersportwagen heute von Bern aus in die Westschweiz
transportieren.
Als heutiges Ziel hat sich der 37-jährige diplomierte
Kunststoffingenieur René Beck den Autosalon Genf vorgenommen. Und zwar will er
dort der Welt seinen Orca präsentieren. Bevor es jedoch nach Genf zum Autosalon
gehen kann, will uns René noch seine Überraschung präsentieren, denn der Orca
C113 wird heute nicht alleine reisen. Mit von der Partie ist nun sein auf 7
Stück limitierter, stärkerer Bruder, der SC 7 (Street Competition). Angetrieben
von einem MTM getunetem 850 PS Biturbo V8 Monster wird der ca 750 Kilo
leichte SC 7 im Tiefflug sämtliche Rekorde brechen und neue Massstäbe setzen,
was die Möglichkeiten eines strassenzugelassenen Rennwagens anbelangen.
Für den Autosalon wird Beck jedoch vom Orca SC 7 nur die Karosserie
und separat das MTM Audi V8 Triebwerk ausstellen. Mit dabei ist natürlich wie
schon erwähnt auch der C113 Prototyp.
Mit René Beck zum Autosalon - eine wunderbar spannende
Reise:
Nun ist es endlich soweit: René lüftet exklusiv für uns das gut gehütete
Geheimnis vom SC 7! Genau so flach, aggressiv und voller Energie wie sein Bruder
C113 steht er nun vor uns. Absichtlich hat René die Form des SC 7 bis auf einige
wenige Details von der des C113 gleichgehalten. Vor allem die neuen Scheinwerfer
fallen sofort auf. Vorne und hinten sind die alten, eckigen Lampen neuen, runden
und sportlichen Scheinwerferelementen gewichen. In Sachen Lackierung ist
natürlich sofort klar, was geändert hat: Der SC 7 ist schwarz wie die Nacht,
glänzend, und erinnert nun noch mehr an einen ultramodernen Stealth Fighter.
Selbstverständlich passt die Farbe wie angegossen, ist doch der Killerwal in
Natura auch schwarz.
Sowieso liebt René Beck diese Verbindung von Technik und Natur. Denn einige der
Formen, speziell der Mittelspoiler sind dem Schwert des Killerwals
nachempfunden.
Auf speziellen Kundenwunsch hin ist der Orca Killerwal in
drei verschiedenen Airbrushs auf Haube und Seiten dieses ersten SC 7 zu sehen.
René Beck weiss genau auf die Wünsche seiner Kunden einzugehen. Der Orca C113
wird auf Wunsch sogar ohne Aufpreis behindertengerecht ausgeliefert,
inklusive eines Karbon-Rollstuhls aus Becks Wunderschmiede für Fahrer und/oder
Beifahrer. Der Kreativität sind scheinbar keine Grenzen gesetzt.
Mittlerweile ist alles parat und die Orca SC 7 Karosserie wird in den Lastwagen
verladen. Zum Schutz der Lackierung wurde die Karosserie an allen Enden und Ecken
eingepackt. Mit Präzisionsarbeit müssen die Arbeiter mit dem Seitenstapler den
Wagen millimetergenau auf den Transporter aufladen, es bleiben nur wenige
Zentimeter Lücke übrig. Alles ist verpackt und bereit zum Abfahren.
Wir machen uns jedoch zusammen mit René Beck und dem
orangen C113 im Schlepptau auf den Weg nach Genf. Während der Fahrt habe ich nun
die Gelegenheit, den enthusiastischen Stehaufmännchen-Mensch René Beck etwas
näher kennenzulernen. Wie selbstverständlich erzählt René von all den
Hindernissen und Steinen auf seinem nun mehr 18-jährigen Weg zur Erfüllung seines
Traums, der Realisierung seines einzigartigen Supersportwagen Orca. Dieses Jahr
werde ein gutes Jahr für den Orca, kündigt Beck an, obschon vieles noch geheim
sei, sollen wir uns auf ein paar kleine Sensationen gefasst machen. Das Projekt
Orca lebt mehr denn je, so Beck.
Auf die Frage, wie es denn überhaupt zur Idee gekommen sei, erzählt mir René
eine faszinierende Geschichte aus seiner Jugend. Der gelernte Konstruktionsschlosser hat
sich schon in jungen Jahren mit kreativen Schlosserarbeiten gutes Geld verdient,
immer mit der Absicht, sich eines Tages einen schnellen Sportwagen leisten zu
können. Nach einigen Jahren machte er sich auf den Weg zu einem Händler von
bekannten italienischen Sportwagen, die volle Bargeldsumme für den Kauf seines
Traumautos in der Tasche. Nachdem er sein Töffli vor dem Showroom abgestellt
hatte und eingetreten war, wünschte er ein ganz spezielles Modell zu kaufen. Der
etwas verdutzte Geschäftsführer erklärte dem jungen Mann aber, er passe nicht in
die übliche Kundschaft und wollte ihm den Wagen partout nicht verkaufen. Von
diesem Augenblick an sagte sich René: "Dann baue ich mir halt selber einen
Sportwagen!" Und so geschah es dann auch.
Nach 18 Jahren harter, enthusiastischer Arbeit hat er nun
alle nötigen Investoren zusammen und wird noch dieses Jahr mit der Produktion in
Breitenbach, SO, wie angekündigt, beginnen. Nach Differenzen mit Mitgliedern des
ehemaligen Managements von Orca Engineering LDT sah er sich gezwungen, den Standort Liechtenstein
aufzugeben und nun doch alles in der Schweiz zu produzieren. Eine Entscheidung,
die er keinesfalls bereut und von deren Erfolg er fest überzeugt ist
Noch immer schneit es und der Wind kämpft unerbittlich gegen die Autofahrer an.
In fast jedem Auto, welches nun Becks Gespann überholt, können die Leute den
Blick nicht von dem rasanten, orangen Sportwagen hinten auf der Ladefläche
lassen. René erzählt von ein paar lustigen Reaktionen aus der Vergangenheit. Mit
viel Witz und Humor erzählt er von dem Mann, der ihn zu einem Strassenrennen
einladen wollte. Mit ein paar lustigen Sprüchen habe er den danach
wutentbrannten Möchtegern-Rennfahrer in die Flucht gejagt. Auch witzig fand ich
die Geschichte des Italieners, der beim Anblick des Orcas auf die Knie fiel und
ein Dankesgebet gesprochen haben soll.
Doch was auch immer kommen mag, René Beck lässt sich nie aus der Ruhe bringen.
Zu viele Hindernisse und Schwierigkeiten hat der Sportwagen-Konstrukteur schon
erfolgreich gemeistert. Sein Kunststoffingenieur Dozent habe ihm mal gesagt, er
werde sein Studium nie erfolgreich abschliessen können. Doch auch davon liess sich
René nicht aus der Ruhe bringen. Er schaffte den Abschluss mit
Bravour und fertigt heute alles Mögliche aus Karbon an. Nebst Rollstühlen
stellte er zum Beispiel auch schon ein Karbon-Waschbecken für einen arabischen
Kunden her.
Neben all dem Kämpfen und Arbeiten ist eines jedoch sehr erstaunlich: René Beck
ist der totale Familienmensch. "Meine Familie gibt mir Energie" beginnt er
voller Freude, "Wenn ich meine Kinder länger als einen Tag nicht sehen kann,
dann denke ich, ich drehe durch." Sobald er von seinen zwei Kindern und seiner
Frau spricht, sieht man in seinen Augen das noch hellere Leuchten, als wenn er
vom Orca spricht. Sein grösster, erfüllter Lebens-Traum ist seine Familie.
Langsam ist nun ein Ende der kurzweiligen und extrem unterhaltsamen Fahrt nach
Genf in Sicht. Noch immer merkt man René Beck nicht an, dass er schon seit über
36 Stunden ununterbrochen arbeitet. Ausdauer ist ebenfalls ein Resultat von
unzähligen Stunden des Sich-durch-beissens bei allen möglichen Problemen, die
ein solches Unterfangen wie der persönliche Bau eines Supersportwagens mit sich
bringt.
In Genf angekommen, geht es nun ans Abladen und Einrichten
des Orca Ausstellungsstandes. Dummerweise hatten sämtliche Aussteller genau die
gleiche Idee zur selben Zeit und so finden wir uns in einem herrlichen Chaos
wieder. Der Weg zum Stand ist voller Müll und Gegenständen, welche ein Durchkommen mit
dem Orca unmöglich machen. Ausserdem ist die Halle nicht geheizt, es herrschen
Minus-Grade im Ausstellungsraum, und kein Stapler in Sicht zum Abladen des SC 7.
Noch ein weiteres Problem: Wer spricht französisch? Man verständigt sich halt
mit Händen und Füssen.
Nun geht es ans Werk, beide Orcas müssen abgeladen werden. Nach einer halben
Stunde kommt endlich ein Stapler, das SC 7 Problem scheint also gelöst.
Mittlerweile ist der C113 schon abgeladen und bereit, durch die Halle geschoben
zu werden. Für solche Aktionen ist man René Beck sicherlich zu Dank
verpflichtet, dass er seine Wagen so leicht konstruiert hat. Alle umstehenden
Arbeiter sind enorm hilfsbereit und so geht es ziemlich zackig, bis der Orca
C113 wenigstens temporär an einem Ort steht. In Millimeterarbeit manövriert
dananch der
Staplerfahrer den SC 7 an seinen Platz auf dem erhöhten Podest. Nach einer ordentlichen Reinigung wird
auch der C113 noch seinen definitiven Platz erreichen. Bei all dieser Arbeit ist René Beck
jederzeit mit zugange und packt selbst ordentlich zu. Er hatte noch nie Angst,
seine Hände schmutzig zu machen. René Beck ist ein Macher-Typ, ein Unternehmer,
also
jemand der etwas unternimmt: "Es gibt sicher viele Leute, die wesentlich
intelligenter sind als ich, die jedoch nie etwas erreichen werden aus Angst es
könnte sie jemand auslachen, wenn sie etwas wagen würden." so Beck. "Mir hat das
allerdings noch nie etwas ausgemacht."
Nun ist der Orca SC 7 bereit, um für ein paar Bilder herzuhalten. Eine
atemberaubende Form, welche die Leidenschaft, Kraft und Ausdauer, die René Beck
in unzähligen Stunden in die Konstruktion und den Aufbau investiert hat, in
allen Facetten zum Ausdruck bringt. Ein Supersportwagen mit echtem Herzblut!
Nun ist es schliesslich soweit. Nach über 40 Stunden ohne Schlaf ist es René Beck endlich möglich, nach Hause zu fahren. Nach einer kleinen Panne, einem Nachtessen bestehend aus ein paar Sandwiches und Sablés und einem TCS Besuch übergibt René Beck das Steuer in andere Hände, zu müde ist er für eine Weiterfahrt. Bis Bern schläft der Supersportwagen Konstrukteur nun auf dem Beifahrersitz und tankt auf: Energie für die nächsten Tage mit Orca und Autosalon. Nebst uns wird der Berner Oberländer in den nächsten Tagen und Wochen vielen interessierten Kunden Rede und Antwort stehen, denn: "Bei uns ist jeder ein Kunde, selbst wenn er nur einen Prospekt möchte!"
René Beck - nimmt trotz ehrgeizigen Zielen und eiserner Vorwärtsstrategie das Leben mit Humor!
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text by M. Schlatter & B.Lüthi
pictures © by
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